Hindi und Arabisch: Gemeinsames Wortgut

Hindi ist neben Englisch die Amtssprache der indischen Zentral- oder Unionsorgane sowie der meisten nord- und zentralindischen Bundesstaaten. 25% der indischen Bevölkerung sprechen Hindi als Muttersprache. In den anderen Bundesstaaten gibt es etwa 20 andere Amtssprachen. Hindi wird in der Devanagari-Schrift geschrieben.¹,²

Ein Blick in ein Hindi-Lehrbuch³ oder -Lexikon zeigt, dass Hindi und Hocharabisch über beachtliches gemeinsames Wortgut verfügen.

Hindi (in Transkription) Deutsch Arabisch Persisch
cāy Tee شاي چاي
galat falsch غلط غلط
musāfir Reisender مسافر مسافر
mehnat (f.) harte Arbeit مهنة
khabar Nachricht خبر خبر
maśhūr berühmt مشهور مشهور
lekin aber لكن لكن, لاكن, ليكن, ليك
davā Medikament دواء دوا
tūfān Sturm, Taifun طوفان طوفان
ajnabī Fremder, Ausländer أجنبي أجنبى
ijāzat (f.) Erlaubnis إجازة إجازه
izāfā Zunahme, Anstieg إضافة إضافه
istemāl Benutzung استعمال استعمال
imārat (f.) Gebäude عمارة عمارت
ilāj Behandlung, Heilung علاج علاج
qalam Stift قلم قلم
qānūn Gesetz قانون قانون
kitāb (f.) Buch كتاب كتاب
kursī (f.) Stuhl كرسي كرسى
qai (f.) Erbrechen قيء قى
khas speziell, besonders خاص خاص
cīz Ding جزء جزء, جزو

Häufig war das Arabische die Gebersprache, selten nur die aufnehmende Sprache (wie bei cāy). Typisch arabische Laute wie ʿAin, Ġain oder der Stimmabsatz werden abgeschliffen (wie in imārat und qai) oder durch ähnliche Laute ersetzt (wie in galat). Manche Wörter sind aus Drittsprachen entlehnt wie qānūn, das sich auf Griechisch kanón zurückführen lässt.

Der sprachwissenschaftliche Grundsatz, dass das Geschlecht von Fremdwörtern den Regeln der aufnehmenden Sprache folgt, gilt auch hier. Wie das Beispiel izāfā (m.) zeigt, können feminine arabische Nomen mit Tāʾ Marbūṭa in Hindi auch maskulin konstruiert werden. Wenn sie allerdings feminin gesehen werden, dann scheint im Auslaut das Tāʾ auf wie bei ijāzat, imārat und mehnat.

Nahezu alle Worte sind auch im Persischen gebräuchlich. Dies deutet bereits an, auf welchem Weg das arabische Wortgut nach Indien kam. Die muslimische Invasion Indiens beginnt aus Nord(-westen) Anfang des 8. christlischen Jahrhunderts unter Muḥammad ibn al-Qāsim. Die Moghuln errichten im 16. Jahrhundert ein Reich, das fast den gesamten Subkontinent umfasste und von einer Beamtenschaft verwaltet wurde. Hindis Rang als lingua franca Indiens stammt aus dieser Zeit.

Abschliessend sei angemerkt, dass die obige Fremdwortliste weitgehend auch für Urdu, die in arabisch-persischer Schrift geschriebene Amtssprache Pakistans, gilt. Hindi und Urdu gelten als zwei Dialekte des Hindustani.⁶ Die muslimische Expansion von Indien nach Südostasien trug schließlich arabisches Wortgut weiter in die dortigen Sprachen.


  1. „Hindi“, in: Wikipedia <https://en.wikipedia.org/wiki/Hindi> (11. Mai 2018).
  2. „Languages with official status in India“, in: Wikipedia <https://en.wikipedia.org/wiki/Languages_with_official_status_in_India> (11. Mai 2018).
  3. Snell, Rupert/Weightman, Simon: Hindi, Hodder&Stoughton: London  (¹1989) 1999 (Teach Yourself).
  4. Junker, Heinrich/Alavi, Bozorg: Wörterbuch Persisch-Deutsch, Leipzig ³1977.
  5. Kettermann, Günter: Atlas zur Geschichte des Islam, Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt  2001.
  6. Bußmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft, Kröner: Stuttgart 2008.

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